Heinrich Der Löwe Von Mecklenburg

Siegel Heinrich des II. von Mecklenburg auch Heinrich der Löwe genannt, ca. 1287



Aus der Geschichte des Stargarder Landes  von Frank Saß

Auszug 2. Kapitel / Buch "Cammin - 850+2 Jahre", mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers

 

"Die ersten Städte wurden von den Markgrafenbrüdern Johann und Otto gegründet: 1244 Friedland, um 1245 Woldegk, und 1248 Neubrandenburg.

Auf Burg Stargard saß ab 1236 der fürstliche Vogt, der Verteidiger und Richter des Landes. Vor sein Landgericht gehörten alle Einwohner des platten Landes, mit Ausnahme der ritterbürtigen Lehnsträger und der Untertanen der Geistlichkeit. Hand in Hand mit dem Ausbau des Landes ging nun auch seine Christianisierung voran. Nach dem Übergang des Landes Stargard an die Markgrafen von Brandenburg, wurden nun auch erste kirchliche Einrichtungen geschaffen.

Selbst die Gründung und Errichtung des Klosters Broda an der Tollense war erst 1244 vollbracht.

 

Als die Markgrafenbrüder 1258 ihre Länder teilten, fiel das Land Stargard an Markgraf Otto. Er verlieh am 11. Januar 1259 der Stadt Stargard das Recht seiner Altstadt Brandenburg. Otto starb in Neubrandenburg 1267.

Im Land Lieze war ums Jahr 1250 die Stadt Wesenberg entstanden, wahrscheinlich vom Fürsten Nikolaus von Werle gegründet. Im Vertrag von Röbel 1274 hatten die Fürsten von Werle den freien Besitz der Länder Wustrow und Lieze vom Havelberger Bischof erlangt.  Durch die verlorene Schlacht von Groß Trebbow 1276 musste Nikolaus von Werle Wesenberg mit der Lieze (ein Teil der Wittstocker Heide) an die Markgrafen abtreten.

 

Im Jahr 1282 teilten die Söhne Ottos ihre Länder. Markgraf Albrecht III. erhielt das Land Stargard. Er erneuerte unter anderem 1290 die Stiftung des Klosters Wanzik (Wanzka) für Nonnen des Zisterzienserordens und bewidmete es 1298 mit einer Hebung aus dem Dorf Camyn (Cammin).

 

Am 14. April 1292  gab Albrecht III. seine Tochter Beatrix dem Fürsten Heinrich II. von Mecklenburg zur Ehe und schenkte ihr das Land Stargard als Wittum zur Hochzeit. Die Einkünfte aus dem Land Stargard sollten ihr also, im Todesfall des Gatten, als Witwenrente dienen - ein für die Geschichte unseres Landes folgenreiches Ereignis.

Als Albrechts Söhne überraschend, kurz hintereinander gestorben waren, der alternde Markgraf ohne direkte männliche Erben dastand und nur noch für geistliche Dinge Interesse hatte, gab er 1299 das Land Stargard, allerdings ohne Wesenberg und Lychen, an seinen Schwiegersohn Heinrich als Lehen. Im Jahr darauf starb er. So kam das Land in mecklenburgische Hände.

In der Mark Brandenburg folgte Albrecht sein Neffe Markgraf Hermann.

Im Jahr 1304, nach schwierigen Verhandlungen, erlangte Heinrich, der inzwischen den Beinamen „der Löwe von Mecklenburg“ führte, durch den Vertrag von Vietmannsdorf auch von Hermann die Belehnung mit dem Lande Stargard.

 

Nach dem Tod der Fürstin Beatrix 1314, ohne männliche Erben zu hinterlassen, betrachtete der neue Markgraf Waldemar das Lehen Heinrichs als erloschen und das Wittum der Markgräfin als zurückgestorben. Heinrich verweigerte jedoch die Herausgabe des Lands Stargard und bekräftigte seinen Anspruch und heiratete bereits 1315 die verwitwete Markgräfin von Meißen Anna von Sachsen-Wittenberg. Daraufhin drang Waldemar mit 7000 Mann in das Land ein, aber alle seine militärischen Aktionen blieben erfolglos. So auch die versuchte Eroberung des festen Hofes Riepke. Waldemar hatte die Wehrhaftigkeit des Hofes unterschätzt und musste auch hier unverrichteter Dinge wieder abziehen.

 

Im August 1316 - kam es bei Gransee zur entscheidenden Schlacht. Heinrich trug den Sieg davon und erlangte im so genannten Frieden von Templin anno 1317, von Waldemar die erneute Belehnung mit dem Land Stargard.

Mit dem Friedensvertrag und dem Ende der Markgrafenkriege kehrte eine gewisse Ruhe ins Stargarder Land ein."


"Laut einer alten Inschrift, die bis ins 18. Jahrhundert hinein auf einer
Gedenktafel in der Wismarer Franziskanerkirche zu lesen war, wurde Fürst Heinrich I. von Mecklenburg (1264-1302), der 1271 mit seinen Edelleuten ins Heilige Land gereist war, am 25. Januar (wahrscheinlich des Jahres 1273) in der Grabeskirche zu Jerusalem von den Sarazenen gefangen genommen. Während man Heinrich gemeinsam mit einem Knecht namens Martin Bleyer nach Kairo abführte, habe man seine adligen Begleiter in ihre Heimat
zurückgeschickt, damit sie dort einen Schatz sammelten, um ihren Fürsten loszukaufen. 24 Jahre sei Heinrich jedoch in Gefangenschaft gehalten worden, bevor er freigekauft wurde, so dass er erst 1299 mit großen Ehren in sein Vaterland zurückkehren konnte. Ernst von Kirchberg berichtet in seiner Mecklenburgischen Reimchronik (1378/79) ähnliches.


Christliche Pilger und Kreuzfahrer als Geiseln zu nehmen, um Lösegeld oder die Freigabe von Gefangenen für sie zu erpressen, war in der Zeit der Kreuzzüge eine häufig geübte Praxis. Je höher der Rang einer Person, desto größer bemaß sich ihr Tauschwert.

Für einen Fürsten wie Heinrich I. war demnach eine beträchtliche Summe zu zahlen. Gleichwohl wirft die lange Dauer seiner Gefangenschaft Fragen auf: Warum gelang es den mecklenburgischen Adeligen nicht früher, das Lösegeld aufzubringen? Waren sie nicht in der Lage dazu? Oder
wollten sie das vielleicht gar nicht? War es ihnen am Ende ganz recht, durch die Abwesenheit des Fürsten nach Belieben im Lande schalten und walten zu können? Von synen mannen, wie der Chronist Kirchberg sie bezeichnet, seinen Rittern, die ihm den Lehnseid geleistet und damit Treue geschworen hatten, erhielt Heinrich der Überlieferung nach jedenfalls keine Unterstützung.

 

Daher nahm seine Gemahlin, die pommersche Herzogstochter Anastasia (†1317), die während Heinrichs Abwesenheit die Regentschaft über Mecklenburg übernommen hatte, die Sache selbst in die Hand. Nachdem sie erfahren hatte, dass er sich in muslimischer Haft befand, übergab sie den Zisterzienserinnen des Klosters Sonnenkamp (Neukloster) am 20. Januar 1275 das Dorf Arendsee. Hierfür trug sie den Nonnen auf, dafür zu beten, dass ihr geliebter Herr und Gemahl aus den Fesseln der Heiden entrissen werde. Als sich aber nach mehreren Jahren zeigte, dass Gebete allein nicht wirkten, leitete Anastasia eine weitere Maßnahme in die Wege.

 

Im Dezember 1287 begab sie sich mit ihren Söhnen Heinrich II. (†1329) und Johann (†1289) nach Lübeck und hinterlegte beim dortigen Rat 2.000 Mark reinen Silbers von Kölner Gewicht, um sie an den Deutschen Orden zu übertragen.

Das war ein gewaltiger Betrag. Die um 1170 eingeführte „Kölner Mark“ wog etwa 234 Gramm Silber. 2.000 Mark entsprachen folglich 468 kg.

Nach aktuellem Kurs wären das umgerechnet rund 300.100 Euro.

 

Der im Heiligen Land gegründete und dort agierende Deutsche Orden sollte den Loskauf des Fürsten vermitteln. In der abgebildeten, von ihr und Heinrich II. besiegelten Urkunde verpflichteten sich Anastasia und ihre Söhne am 10. Dezember 1287, jeglichen Verlust, den der Deutsche Orden an der Summe der in Lübeck hinterlegten 2.000 Mark erleiden könnte, wieder zu ersetzen, und zwar ab sofort, bis die Ordensbrüder nach Heinrichs Befreiung den Betrag in Lübeck in Empfang nahmen.
Auf Kosten und Gefahr von Anastasia sollten sie das Geld anschließend in die Stadt Mechelen (bei Antwerpen) überführen können, wo der Deutsche Orden eine Niederlassung besaß. Falls sie ihrer Verpflichtung zum
Schadensersatz nicht innerhalb von zwei Monaten, nachdem die Forderung vom Orden erhoben wurde, nachkämen, mussten Anastasia und ihre Söhne zusammen mit zehn ihrer Ritter nach Lübeck kommen und in der Stadt bleiben, bis sie dem Orden den entstandenen Schaden vollständig ersetzt hätten. Zudem versprach Anastasia, ihren Verwandten, den Herren von Werle-Güstrow, Heinrich I., dazu zu bewegen, dass er sich gegenüber dem Orden in gleicher Weise verpflichtete, wie sie es gerade getan habe.

 

Das anhängende Siegel der Fürstin zeigt die einzige zeitgenössische Darstellung Anastasias. In langem Gewand und mit Gebende, der
Kopfbedeckung der verheirateten Frau, sitzt sie auf einem Thron, dessen Lehnen mit Tierköpfen verziert sind. In ihrer rechten Hand hält sie einen Wappenschild mit dem mecklenburgischen Stierkopf, in der linken einen mit dem steigenden pommerschen Greif. Die Wappentiere symbolisieren ihre derzeitige Familie und ihre Herkunftsfamilie. Auf dem daneben angehängten Siegel ihres Sohnes Heinrich II. ist daher ebenfalls der
mecklenburgische Stierkopf zu sehen.


Anders als die Wismarer Inschrift suggeriert, gab es also schon vor 1299 einen Versuch, den gefangenen Fürsten Heinrich I. freizukaufen. Die Antwort auf die Frage, warum Anastasia ihn nicht früher, sondern erst nach über
zehn Jahren unternahm, ist in den Fehden des Adels zu suchen, der mit ihr und untereinander um die Herrschaft in Mecklenburg konkurrierte. Doch blieb ihr Unterfangen ohne Erfolg, denn in der zweiten Hälfte des Jahres
1289 wiesen erst der Präzeptor des Marienhospitals des Deutschen Ordens in Jerusalem und dann der Hochmeister des Ordens den Lübecker Rat an, der Fürstin und ihren Söhnen die 2.000 Mark Silber zurückzuzahlen.

Es bestehe keine Hoffnung mehr, den edlen Herrn Heinrich in diesen Zeiten aus den Ketten der Sarazenen loszukaufen, solange bis Gott durch seine Barmherzigkeit einen anderen Weg für den Freikauf eröffne. Interne Auseinandersetzungen hatten den Orden handlungsunfähig gemacht.

Auch später wurde kein Lösegeld bezahlt, weil Heinrich II. seinen Vater für tot hielt.

Erst Ende 1297 ließ der Mamluken-Sultan vonÄgypten Lajin (1296-1299), mit vollem Namen al-Malik al-Mansour Hossam ad-Din Lachin al-Mansuri, Heinrich I. in einem Gnadenakt frei, so dass er nach Mecklenburg zurückkehren konnte."

Quelle: Archivalie des Monats September 2022, Landesarchiv M-V, Bild: LHAS, 1.1-12/6, Nr. 0a

 

Die Grabplatte Heinrichs des Löwens Bad Doberan, Münster

Heinrich II. war ein Sohn Heinrichs I. und regierte 1287–1289 gemeinsam mit seinem Bruder Johann III.

1270 unternahm sein Vater Heinrich I. einen Kreuzzug gegen die noch nicht christianisierten Litauer und 1271 eine Pilgerfahrt ins Heilige Land. Auf dem Weg dorthin wurde er jedoch nach Kairo verschleppt und blieb 27 Jahre in arabischer Gefangenschaft.

Während dieser Zeit wurde die Herrschaft, seit dem Jahr 1275 übte seine Mutter Anastasia von Pommern mit seinem Onkel Nikolaus III. (bis 1290)

und Johann II. (bis 1283) die Regentschaft aus.

Nicht ohne Streitigkeiten zwischen seinen Brüdern und Vettern um die Vormundschaft seiner Kinder und damit um die Regentschaft, von seinen Brüdern Nikolaus III. (bis 1290) und Johann II. (bis 1283) regiert, bis Heinrich II. die Macht übernahm.

1298 kehrte Heinrich I. über Morea und Rom nach Mecklenburg zurück.

 

Am Anfang seiner Regierungszeit führte er erfolglos Krieg gegen Nikolaus II. von Werle um die Erbfolge von Heinrich I. von Werle. Um 1299 – nach dem Tod der Söhne seines Schwiegervaters Albrecht III. – wurde Heinrich II. von diesem durch Kaufvertrag (oder Scheinkauf) das Land Stargard als brandenburgisches Lehen übertragen. Dieses war schon 1292 als Wittum von seiner Frau Beatrix von Brandenburg mit in die Ehe gebracht worden. Nach dem Tod Albrechts sicherte ihm der Wittmannsdorfer Vertrag vom 15. Januar 1304 das Land bis zum Tode seiner Frau († 22. September 1314) als Lehen.

 

Im Jahr 1299 unternahm er einen ersten Versuch, im Bündnis mit dem Markgrafen von Brandenburg und Nikolaus II. von Werle das Fürstentum Rostock zu erobern. Dessen Fürst Nikolaus I. von Rostock stellte sein Land im Jahr 1300 unter Schutz und die Lehensherrschaft des Königs Erich von Dänemark. Diesem unterlag Heinrich und der dänische König wurde selbst Besitzer der Herrschaft Rostock.

Im Jahr 1304 kam Heinrich II. zusammen mit dem Markgrafen von Brandenburg dem böhmischen König Wenzel II. von Böhmen im Krieg gegen König Albrecht I. zu Hilfe. Dieser Krieg brachte Heinrich II. den Beinamen der Löwe.

 

Ab 1308 folgte der Norddeutsche Markgrafenkrieg (1308–1317) gegen die Hansestädte Stralsund, Wismar und Rostock und die ehemaligen verbündeten brandenburgischen Markgrafen.

Auslöser war die Weigerung Wismars, die Hochzeit seiner Tochter Mechthild mit dem Herzog Otto zu Braunschweig-Lüneburg in der Stadt durchzuführen. Die Hochzeit ließ er daraufhin in Sternberg durchführen. Heinrich II. wählte die Stadt danach zu seiner Residenz. Schon 1311 unterwarf sich Wismar und Heinrich II. zog gegen Rostock.

Am 15. Dezember 1312 wurde Rostock nach heftiger Gegenwehr eingenommen.

Bei Heinrichs Pilgerzug 1313 nach Madonna della Rocca erhob sich Rostock, wurde aber am 12. Januar 1314 schnell eingenommen. Der Alte Rat, um den Ratsherrn Bernhard Kopman, wurde wieder ins Amt gesetzt.

 

1315 kämpfte Heinrich II. gegen die Stadt Stralsund und musste sich gegen die Besetzung des Landes Stargard durch den brandenburgischen Markgraf Waldemar zur Wehr setzen. Dieser betrachtete nach dem Tode von Heinrichs Frau Beatrix das Lehen Stargard als erledigt und forderte es zurück. Die Belagerung Stralsunds musste Heinrich II. im Juli 1316 erfolglos aufgeben, konnte aber die Brandenburger aus dem Land Stargard vertreiben und in der Schlacht bei Gransee besiegen.

Mit dem Templiner Frieden vom 25. November 1317 wurde ihm die Herrschaft Stargard endgültig als brandenburgisches Lehen zugesprochen.

 

Heinrich II. und Beatrix, sowie die Aufzählung der beiden weiteren Gattinen - Heinrich II. war in erster Ehe mit Beatrix von Brandenburg († vor 25. September 1314), Tochter von Albrecht III. von Brandenburg, in zweiter Ehe nach dem 6. Juli 1315 mit Anna zu Sachsen-Wittenberg († zw. 25. Juni 1327 und dem 9. August 1328), Tochter des Herzogs Albrecht zu Sachsen-Wittenberg und in dritter Ehe mit Agnes, Tochter des Grafen Günther von Lindow-Ruppin († nach dem 30. Juli 1343) verheiratet.

Bild aus Nicolaus Marschalks "Mecklenburgische Fürstengenealogie", https://www.digitale-bibliothek-mv.de/viewer/cms/27/

 

Nach seinen Studien in Löwen, Heidelberg, Erfurt und Wittenberg war Nicolaus Marschalk zunächst als Stadtschreiber in Rostock tätig. Am Mecklenburgischen Hof war er als herzoglicher Rat in Schwerin in diplomatischen Diensten. Gleichzeitig lehrte er seit 1510 an der Universität Rostock. In seiner Genealogie versuchte er die Herkunft des Mecklenburgischen Fürstenhauses über einen sagenhaften Obodritenheerführer aus dem 4. Jahrhundert vor Christus mit Alexander dem Großen in Verbindung zu bringen. Er starb 1525 in Rostock.



Kontakt

Wählergruppe Stargard 2030

 

Fraktionsvorsitz

Daniel Schmerse

Bahnhofstraße 14

17094 Burg Stargard

Tel. 0177 32 11 400

schmerse@stargard2030.de

 

weiterer Kontakt:

kontakt@stargard2030.de

KommunalES

Engagement FÜR

BURG STARGARD

UND SEINE ORTSTEILE


Spenden zur Unterstützung der Wählergruppe an:

Kontoinhaber: Stargard 2030

IBAN: DE71 1505 1732 0100 0094 50

BIC: NOLADE21MST